Lage und Geschichte

Die Waldinsel Tobelhof – Gockhausen – Geeren liegt am Zürichberg. Im Allgemeinen profitieren die Einwohner vom ruhigen Leben «auf dem Land» verbunden mit den Annehmlichkeiten der Nähe zur Stadt und zur Agglomeration Zürich.

  • Überblickbares Quartier mit vielen Grünflächen und Baumbeständen.
  • In einem Radius von acht Kilometern ist alles Erreichbar, was man sich vorstellen und wünschen kann: Kultur, Shopping, Flughafen, Sport, Erholungsgebiete, Schulen.
  • Für die Kinder ist Gockhausen ein sehr vorteilhafter Standort. Eine eher junge Einwohnerschaft ist kinderfreundlich eingestellt. Kindergarten und Unterstufenschulen sind im Quartier vorhanden. Die weiteren Stufen bis zur Universität oder ETH sind ideal erreichbar.
  • Gockhausen gehört politisch zur Stadt Dübendorf. Der Steuerfuss liegt im Mittel der zürcherischen Gemeinden und tiefer als in der Stadt Zürich. Die Entwicklungsaussichten für Dübendorf sind positiv.

Aus der Geschichte von Geeren – Gockhausen – Tobelhof

 

Wenn wir die zwischen Sagen- und Mettentobel gelegene, relativ flache Geländeterrasse auf einer Landkarte betrachten, verstehen wir, dass hier am Nordostabhang des Adlisberg Rodungssiedlungen entstanden. Die Namen der drei Siedlungen werden in den Urkunden erst Jahrhunderte nach der ersten Erwähnung Dübendorfs im Jahre 946 genannt. Dies besagt natürlich nichts über den Zeitpunkt der Besiedlung, wie auch in Dübendorf schon viel früher Wohnstätten zu finden waren.

Den Tobelhof finden wir erstmals 1315 als «hof ze Tobel» am Zürichberg, 1348 wird das «Gut in dem Geeren» erwähnt unter den zur Burg zu Dübelstein und damit den Rittern von Hofstetten gehörenden Gütern, während das Geographische Lexikon der Schweiz am Schluss der wenigen Zeilen über Gockhausen festhält: 1343 Goggenhusen.

scheune
Hofidylle

Schon früh trennten sich die obrigkeitlichen Besitzverhältnisse der drei Gehöfte. Gockhausen war stets am engsten mit dem eigentlichen Dübendorf verbunden; es war mit diesem ausgangs des Mittelalters Besitz des Klosters Reichenau, wobei nacheinander um 1250 die Grafen von Rapperswil, später das Johanniterhaus Bubikon und dann die Herren von Dübelstein oder Dübendorf als Inhaber des Lehens auftreten. Zu deren letzteren Besitz gehörte mit dem Schloss Dübelstein stets auch der Hof Geeren. Auch der Tobelhof war Reichenauer Gebiet, zudem als königliche Stiftung an dieses Kloster zehntenfrei. 1475 finden wir den Tobelhof aber im Besitz der Chorherren des Augustinerstifts St. Martin auf dem Zürichberg, dem «Klösterli» auf der andern Seite des Sagentobels. In jenen Jahren verkauften die Chorherren den Tobelhof an fünf Brüder und zwei Neffen Attinger von Stettbach, das damals grössere Bedeutung hatte, da es an der alten Landstrasse von Zürich über den Berg nach der Kyburg und ins Oberland lag. Stettbach war nicht Reichenauer Gebiet, sondern gehörte zum Stift St. Felix und Regula, dessen Besitz in Hottingen mit dem Adlisberg auch die andere Begrenzung des Tobelhofs bildete. Im 15. Jahrhundert bestanden die drei Siedlungen nur aus je einem Hof mit je einer Familie. Aus der Dübendorfer Dorfoffnung von 1425 erfahren wir näheres über das Verhältnis der Höfe zum Dorf. Der Hof Gockhausen hatte völlig gleiches Recht mit Dübendorf, «als ob er im Dorfe lege». Damit durfte der Meier von Gockhausen sein Vieh auch im Wald und in der Brachzelg von Dübendorf weiden lassen. Der Inhaber des Hofes Geeren hingegen zäunte sein Land ein und hatte auch kein gegenseitiges Weiderecht mit dem Dorf. Dies zeigt sich auch im Dübendorfer Zehntenplan von 1681, der neben Gfenn, Hermikon und Stettbach auch Gockhausen umfasst, nicht dagegen Geeren und Tobelhof. Über die Namen der damaligen Dorfbewohner erfahren wir, dass bei Hans Waldmanns Enthauptung Heini Nägeli vom Geeren, Hans Bühwiler von Gockhausen und Kunz Attinger als Wache und Besatzung im Schloss Dübelstein lagen.

Zu jener Zeit wechselte der Besitz des Tobelhofs von den Brüdern Attinger von Stettbach zu Sprüngli und Freuwiler von Fluntern, 1497 an Heinz Fenner von Dübendorf, 1508 dann als Erblehen (erst des Chorherrenstifts St. Martin, mit der Reformation des Obmannamtes) an die Weber auf der tiefen Schmitte (Niederdorf) übergehend, die mit der Übernahme eines ausserhalb des Stadtbannes gelegenen Hofes das Stadtbürgerrecht verloren. Diese Familie bewirtschaftete den Hof denn auch bis etwa 1830, wobei das jetzt noch stehende Riegelhaus um 1553 erbaut wurde und wohl das älteste noch erhaltene Gebäude in unserem «Quartier» ist.

kueheMit diesem wiederholten Besitzwechsel begann das jahrhundertelange Schwanken der Zugehörigkeit des Tobelhofs zwischen Hottingen und Dübendorf. Von 1638 an wurde der Hof zu Dübendorf gerechnet, 1682 war er mit Geeren und Gockhausen nach Dübendorf pfarrgenössig. 1787 veranlasste der Rat von Zürich die Gemeinde Hottingen die Weber vom Tobelhof ins Bürgerrecht aufzunehmen. Nachdem sie dieses mit dem Umsturz der Französischen Revolution wieder verloren hatten, wurden sie 1815 nach anfänglicher Weigerung der Hottinger endgültig dort Bürger, erhielten damit 1893 bei der Eingemeindung das Stadtbürgerrecht nach fast vier Jahrhunderten zurück, womit auch der Tobelhof endgültig Stadtboden wurde.

Die Bevölkerung auf dem Berg nahm nur langsam zu. 1634 finden wir in Gockhausen zwei Haushaltungen: Caspar Attinger mit Frau und fünf Kindern und das Ehepaar Bandtli-Pfister mit fünf Kindern, mit weiteren Angehörigen im ganzen 16 Einwohner, 1764 im einen Haus die Familie Attinger, mehrere Ehepaare mit Kindern, insgesamt 28 Personen, im andern Haus eine Familie Staub (denen wir schon mehr als zwei Jahrhunderte früher im Geeren begegnen): in zwei Stuben wohnten drei Ehepaare mit Kindern, zusammen 17 Personen. Schon 1800 ist aber Gockhausen auf 12 Haushaltungen mit 78 Personen angewachsen.

Der Geeren zählte 1638 drei Haushaltungen mit 14 Personen, 1771 drei Häuser mit sieben Stuben, in denen acht Familien Staub wohnten, zusammen 40 Personen, die im ganzen 10 Häupter Vieh besassen. Dass das Land nicht sehr ertragreich war, geht daraus hervor, dass der Hof stets zins-, zoll-, zehnten- und immifrei war, was der Familie Staub noch 1793 von der Obrigkeit ausdrücklich bestätigt wurde.

gespann
Gespann an der Arbeit

Neben der Landwirtschaft, die damals viel mehr auf Ackerbau eingestellt war (1771 im Geeren: 43 Jucharten Acker, 27 Mannwerch Wiesen, 4 Jucharten Weiden, 19 Jucharten Wald und – ein Vierling Reben, wird einen sauren Tropfen gegeben haben!), war die Bevölkerung auf andere Einkünfte angewiesen. So finden wir etwa 1790 in ganz Dübendorf 180 Baumwollspinner in Heimarbeit, zeitweise viele Seidenspinner. Trotzdem war nicht Platz genug für alle, deshalb wanderten nach dem dreissigjährigen Krieg fünf Dübendorfer aus nach der Pfalz, 17 nach Süddeutschland, 1734 bis 1744 sechs Leute aus dem Dorf nach Nordamerika.

Langsam änderte sich auch die vorher weitgehende Abgeschiedenheit unserer Waldinsel. Mitte letztes Jahrhundert wurde die Strasse Kämmatten-Gockhausen fahrbar gemacht, vorher mussten die Gockhauser mit ihren Wagen über den Geeren ins Wil fahren. Einen völlig veränderten Anblick bot der ganze Berghang wohl, als General Massena anlässlich der ersten Schlacht von Zürich die ganzen Waldungen zwischen Dübendorf und Zürich abholzen liess, da Erzherzog Karl in Kloten lag. Die Obervogtei Dübendorf, zu der unsere Siedlungen bis zur französischen Revolution gehört hatten, kam mit dem Umsturz zum Distrikt Regensdorf, in der Mediationszeit zum Bezirk Bülach und in der Restauration zum Oberamt Greifensee, das später zum Bezirk Uster wurde.

Wenn wir die innere Dorforganisation betrachten, finden wir stets eine gewisse Eigenständigkeit der Bewohner auf dem Berg, wobei in vielem der Tobelhof mitbeteiligt war und heute noch ist. So entstanden die Flurgenossenschaft (Mäusebekämpfung!), Milchverwertungsgenossenschaft, Wasserversorgungsgenossenschaft, Viehzuchtkorporation (mit Stettbach) und Zuchtochsenfond und bis vor nicht allzu langer Zeit gab es noch eine eigene Zivilgemeinde Berg (Stettbach, Kämmatten, Geeren, Dübelstein), wobei Gockhausen aus den oben erwähnten historischen Gründen nicht dazu gehörte sondern zum Dorf gerechnet wurde.

brand
Brandruine im Geeren

Es wäre noch vieles zu erwähnen: etwa der Brand von 1807, als in Gockhausen ein Haus und zwei Scheunen eingeäschert wurden, womit 27 Personen obdachlos wurden, oder der Ausbau der Strasse Wil-Geeren 1877, die Verebnung der Strasse Geeren-Gockhausen-Tobelhof oder dass die Lokalspritze II der Feuerwehr 1893 in Gockhausen untergebracht wurde.

Damit überschreiten wir die Wende zu unserem Jahrhundert und lesen zum Schluss unseres kurzen historischen Spazierganges im geographischen Lexikon der Schweiz von 1904 nach, was es über den Berg berichtet:

«Gockhausen (Kt. Zürich, Bez. Uster, Gem. Dübendorf) 565 m, Weiler am O-Hang des Zürichbergs und 3 km sw. der Station Dübendorf der Linie Zürich-Uster-Rapperswil. Telefon. Ländliches Wirtshaus. 17 Häuser, 140 reform. Einwohner, Viehzucht. 1343 Goggenhusen. Geeren (…), 580 m, Gruppe von 6 Häusern, … 35 reform. Einwohner, Ackerbau und Viehzucht, Wirtshaus.»

Der Tobelhof wird nicht mehr erwähnt, wohl weil die Siedlung zu klein war oder weil sie damals mit Hottingen schon zu Zürich gehörte.

Quelle:
Heimatbuch Dübendorf, 1970, Seiten 55 – 60
Autor: Dr. Walter Zollinger, Gockhausen

Gockhausen bis 1945

Dieser Beitrag ist die Beschreibung eines Weilers, in welchem die Zeit trotz der Nähe der grossen Stadt stillzustehen schien.

Einige Histörchen sollen die damalige Situation etwas darstellen oder in die Erinnerung zurückrufen. Sie erheben keinen Anspruch auf wissenschaftlich historischen Wert. Unsere Kinder hören sie gern. Vielleicht vermögen sich auch einige Leser zu erfreuen. Die Angaben haben wir zur Hauptsache in Gesprächen mit Alt-Gockhausern und aus den Archiven des Notariats und der Gemeindeverwaltung von Dübendorf zusammetnragen können. Wir danken allen, die an diesem Beitrag mitgeholfen haben, recht herzlich.

Die Gockhauser

Der Grossteil der Bevölkerung war zu Anfang unseres Jahrhunderts in der Land- und Forstwirtschaft tätig. Gockhausen wies 8 bis 10 landwirtschaftliche Klein- und Mittelbetriebe auf. Die Lage am Nordhang und die Zerstückelung des Grundeigentums durch frühere Erbteilungen führten dazu, dass die meisten Betriebe schwer zu kämpfen hatten und durch Schulden belastet waren. Ein Hinweis auf die damaligen finanziellen Randbedingungen geht aus dem Protokoll einer Versammlung, der Anstösser an den Birchweg vom 11. April 1924 hervor. Der Stundenlohn für Bauer oder Knecht lässt sich daraus auf weniger als einen Franken berechnen.

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Gockhauser Männer

Das Jahr 1939 brachte Gockhausen besondere Prüfungen. Im Februar wurde der erste Gockhauser Betrieb von der Maul- und Klauenseuche befallen. Es folgten vier weitere. Sämtliche Kühe und Schweine dieser Betriebe wurden abgeführt, die Katzen erschossen, der Mist vergraben, das Heu verbrannt und der Hausrat zum Teil liquidiert. Für die Familien der betroffenen Betriebe wurde eine Quarantäne angeordnet. Es war dies wohl die grösste Katastrophe für Gockhausen in der neueren Zeit.

Wie überall stellte der Anfang der Kriegsmobilmachung die Bevölkerung von Gockhausen vor neue Probleme. Bauern, Knechte und Pferde mussten einrücken. Die Kriegsjahre können in einem gewissen Sinne für Gockhausen als Beginn der Prosperität betrachtet werden. Bei den Städtern erwachte ein zunehmendes Interesse an Gockhausen. Zwar noch nicht am Grund und Boden, sondern eher an deren Produkten. Oft wurde durch eine Städterin eine grosse Wäsche gebügelt, um etwas Weissmehl und einige «schwarze» Eier oder Speck eines etwas mysteriös verstorbenen Schweines oder Butter ohne Marken nach Hause zu tragen. Auch die Holz-, Pilz-, Aronenblätter- und Ährensammler entdeckten Gockhausen.

Ein besonderes Ereignis war der Landdienst. Mädchen und Burschen aus Stadt und Umgebung arbeiteten in den Betrieben wacker mit. Für die jungen Gockhauser war dies die Gelegenheit, zarte Kontakte mit der «grossen, weiten Welt» anzuknüpfen, was sich mindestens in einem uns bekannten Falle bis zum heutigen Tage sehr erfreulich auswirkt.

Etwa 10 bis 15 berufstätige Einwohner von Gockhausen gehörten zu jener Zeit nicht landwirtschaftlichen Berufen an. Die Mehrheit dieser Gruppe war schon damals in Richtung Stadt tätig, so etwa im Zoo oder bei der Dolder AG.

Gockhausen hatte die Ehre, vor 1945 zwei Mitglieder des Dübendorfer Gemeinderates zu stellen. Erster Gockhauser Gemeinderat war Jakob Staub, geboren 1833. Sein Sohn Hermann Staub, geboren 1877 war in der Zeit des Ersten Weltkrieges im Gemeinderat.

Die bauliche Entwicklung

Nach unseren Erhebungen hat sich Gockhausen baulich wie folgt entwickelt:

Jahr Wohnhäuser Haushaltungen
1920 12 22
1945 21 34
1970 209 242 (Mai 1970)
2017 ca 880

In drei Fällen verfügten je 2 Wohnungen nur über ein gemeinsames WC und eine Küche, allerdings mit getrenntem Herd!

Die Wohnungen der Zwanzigerjahre verfügten über keine Badezimmer, mit Ausnahme derjenigen des Kaminfegers, der in der Küche eine Badewanne aufgestellt hatte. Im übrigen wurde der schöne Brauch des gelegentlichen Bades im Zuber gepflegt. Die sommerlichen Badefreuden der Kinder spielten sich im Dorfbrunnen und im trüben Feuerweiher ab; dieser lag neben dem Spritzenhaus.

Ein eindrückliches Bild über die Wechselwirkung von Nachfrage und Preis zeigt die nachfolgende Zusammenstellung der bezahlten Landpreise in der Zeit von 1922 bis 1970. Es handelt sich bei den Preisangaben um eine Durchmusterung der Grundbucheinträge. Es ist zu berücksichtigen, dass sich die Preise auf unterschiedliche Erschliessungsgrade der Grundstücke beziehen.

Landpreisentwicklung in Gockhausen

1922-1925 Fr. -.55 bis
2.10 pro m²
1946-1950 Fr. 1.50 bis
7.90 pro m²
1926-1930 Fr. -.60 bis
2.- pro m²
1951-1955 Fr. 5.- bis
22.-pro m²
1931-1935 Fr. 2.- bis
5.50 pro m²
1956-1960 Fr. 11.- bis
62.- pro m²
1936-1940 Fr. 1.75 bis
3.-pro m²
1961-1965 Fr. 40.- bis
105.- pro m²
1941-1945 Fr. 3.- bis
4.40 pro m²
1966-1970 Fr. 80.- bis
150.- pro m²
luftaufnahme1
Luftaufnahme um 1947

Die Landpreisentwicklung zeigt, dass von 1920 bis 1945 eine bescheidene Nachfrage und eine entsprechend bescheidene Preissteigerung auftraten. Die Gründe dürften in den schlechten Verkehrsverbindungen und in der Nordlage des Gebietes liegen. Es sei praktisch nicht möglich gewesen, für den Bau von Wohnhäusern in Gockhausen Baukredite zu erhalten. Das Gebiet lag im Schatten des «besseren Zürichbergs» und zudem ausserhalb der Gemarkung der Stadt. Weiter verfügte Gockhausen über keine infrastrukturelle Einrichtungen. Eine Schule fehlte. Die Migros-Genossenschaft habe sich nicht zur Errichtung einer Filiale in Gockhausen entschliessen können. 1944 wurde endlich ein kleines Lädeli der Konsumgenossenschaft Dübendorf im Hause Obere Geerenstrasse 10, also nicht an der Stelle des 1961 erstellten Ladengebäudes, errichtet. Anschliessend erschien auch der Migros-Wagen in Gockhausen.

«Bergler»

Für die Dübendorfer gehörten die Leute von Gockhausen zu den «Berglern». Dieser Begriff hatte durchaus den Sinn der Aussenseiter, der Unterentwickelten, der «Ruechen». Gockhausen war für Dübendorf wirtschaftlich unbedeutend oder her eine Belastung. Der Entwicklungsstand des Ortes lässt sich unter anderem am Beispiel der Bewegung der Teilnehmeranschlüsse an das öffentliche Telefonnetz ablesen:

Jahr Telefon-Teilnehmeranschlüsse in Gockhausen
1911 Erster Anschluss
(Gemeindesprechstation im «Frohsinn», Dübendorf Nr. 25)
1920 1
1930 3 (Gemeindestation hat nun Nr. 127)
1945 14
1970 247

Es war Aufgabe der Gemeindesprechstation, den Einwohnern von Gockhausen telefonische Nachrichten zu überbringen oder Leute ans Telefon zu rufen. Diese Dienstleistung, welche meist im Laufschritt erfolgte, wurde mit 10 Rappen pro Gang honoriert.

Im Jahre 1930 konnte man in Gockhausen einen, 1945 total 4 stolze Autobesitzer feststellen. Dem Besitz eines Automobils ging allerdings oft die Anschaffung eines Motorrades voraus.

Bis 1945 hat sich das Bild wenig geändert. Die Hauptverkehrsader wurde vom «Frohsinn»-Rank bis zur Stadtgrenze im Jahre 1946 geteert. Gegen diese Massnahme entstand etliche Opposition, weil der Hartbelag für den Pferdezug gegenüber dem Naturbelag ungünstiger war.

Das Strassenstück vom Sonnental bis zum «Frohsinn» hatte im Jahre 1946 noch einen Naturbelag. Die Tobelhofstrasse wurde auf Stadtgebiet schon früh geteert. Sie bereitete aber den Gockhausern auch Sorgen, was die nachfolgenden Zitate aus einem Schreiben der Flurgenossen an den Quartierverein Zürichberg vom 29. Mai 1939 beweisen.

« …An der Tobelhofstrasse zwischen den 2 Brücken gegen den Tobelhof hin rutscht in den letzten Jahren fast alljährlich die Strasse etwas ab… Im Laufe der letzten Woche ereigneten sich nun stärkere Rutschungen bis gegen den Bach hin, ein Teil der Strasse hat sich über ein Meter gesenkt… Wäre es nicht möglich, die Strasse bergwärts zu verlegen, gemäss beiliegender Skizze. Dadurch käme die Strasse aus dem Rutschgebiet heraus und es würden zwei recht unübersichtbare Kurven wegfallen… An schönen Sommertagen und hauptsächlich an Sonntagen herrscht ein beträchtlicher Fussgängerverkehr… In den betreffenden Kurven sind auch schon mehrere Autos im Tobel gelandet… Aus diesem Grunde scheint es uns ratsam, die Strasse zu verlegen… »

Gockhausen gehörte postalisch von 1860 bis zum 23. Juli 1945 zu Dübendorf. Der Postbote kam mit dem Velo täglich einmal via Kämatten nach Gockhausen.

Die Kinder von Gockhausen besuchten die Primarschule im Wil, Dübendorf. Ein oder zweimal täglich marschierten die Schulkinder – auch die kleinsten – den Chilewäg hinunter und herauf. Der gleiche Weg wurde für den recht fleissig gepflegten sonntäglichen Kirchgang und für den Besuch der Kinderlehre und des Unterrichts unter die Füsse genommen. Auch der letzte Gang der Gockhauser führte mit Pferd und Wagen den Chilewäg hinunter…

Quelle:
Heimatbuch Dübendorf, 1970
Autoren: Ruth und Walter Dürig, Gockhausen

Gockhauser-Anekdödlein

Chapi Walti war während der Zeit unseres Berichts ein vielseitiger Gockhauser Ruech und unentbehrlich dazu. Zur Winterzeit kam er als Hausmetzger zu den Bauern, ausgerüstet mit allem notwendigen Werkzeug. Es ist ihm passiert, dass das Schwein nach dem vermeintlichen Todesstoss das Weite gesucht hat. Die Metzgete konnte erst nach Einfangen des Schlachtopfers fortgesetzt werden.

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Bei Hochzeiten von Gockhausern und bei andern Gelegenheiten wirkte er als kompetenter Feuerwerker. In aller Frühe wurde mit einer Serie kolossaler «Chläpfe» die Besonderheit des Tages angezeigt. Das Brautpaar musste sich bei Bezug des Ehebettes auf verschiedene Überraschungen, wie Glockengeläute unter dem Bett und das Losgehen von Stinkbomben und auf andern Schabernack gefasst machen, die Walti kunstgerecht und betriebssicher anzubringen wusste.

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In den Kriegsjahren sind in Gockhausen Gemüse- und andere Diebe umgegangen. Eine Flurwache wurde nach strengem Ablösungsplan organisiert. Walti schlich sich mit dem Karabiner bewaffnet in das Bohnenfeld und gab einen Schuss in die Luft ab, worauf die Flurwache «vom Dienst» das Gefechtsfeld fluchtartig verliess. Walti schaffte es vor der Wache in den «Frohsinn» zurück. Die Flurwache berichtete vom Bohnendieb und dessen Niederlage und von ihrem Heldenmut! Das Ergebnis: Ein Riesenspass der Zuhörer, eine Busse für Walti «betreffend unerlaubter Benützung von Armeemunition».

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In vorgerückter Stunde produzierte sich Chapi Walter, selten zwar, als Fakir: mit Stecknadeln in Brust und Kopf und Biergläser aufessend!

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Besondere Friedfertigkeit kann man den alten Gockhausern nicht attestieren. Kam ein Fremder zu einer Gockhauser Jungfrau «z’Liecht», so hatte er die Wahl zwischen dem Einstand in Form einer Bierschwemme mit möglichem «happy end» oder unsanfter Abkühlung im Dorfbrunnen. Wenn es «heiss» wurde, konnte der Bedrängte die Hilfsmannschaft durch vorbestimmtes Pfeifsignal herbeirufen. Die wilden Schlägereien endeten oft vor dem Richter in Uster.

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Wenn ein Gockhauser seine Auserwählte von auswärts brachte, so war es üblich, dass die Brautaussteuer mit Pferd und Brückenwagen ins Dörfchen geführt wurde: Vorn auf dem Wagen das Sofa mit Brautpaar, hinten Möbel und Hausrat, den Einheimischen ein Urteil über die Neue erlaubend. Dieser Brauch war jedoch in den dreissiger Jahren schon nicht mehr üblich.

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Mai 1944: Grossfeuer in Gockhausen! Das Wohnhaus und die Scheune der Familie Walti Peter brannten nieder. Der Gockhauser Feuerwehrkommandant war im Niederdorf «in den Mösten». Bei seiner Heimkehr war der erste Teil der Übung vorbei. Er konnte es lange nicht verschmerzen, dass das Feuer ohne Zutun des Kommandanten durch die Feuerwehr bewältigt wurde.

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Die Emanzipation der Frau hatte zwar noch nicht stattgefunden. Die Frauen haben sich trotzdem durchgesetzt. So kam es etwa vor, dass eine Eheliebste zu mittelspäter Stunde im «Frohsinn» aufkreuzte und den Gemahl mit nach Hause nahm. Im übrigen war das Wirtshaus Männersache!

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Eine heute kaum mehr denkbare Dienstleistung hat Frau Emma Peter vollbracht. An 365 Tagen im Jahr hat sie mit Ross und Wagen die Milch der Gockhauser Bauern im Zürichberg ausgemessen.

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Vater Temperli sen. arbeitete als Küchenchef in Winterthur. Täglich, bei Wind und Wetter, legte er den Weg nach Zürich zu Fuss zurück. Ohne 5-Tage- und 40-Stundenwoche. Er war nicht der einzige. Andere gingen zu Fuss bis zum Arbeitsplatz in der Stadt.

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Ledergerber kam periodisch nach Gockhausen. Er wohnte dann in einer Scheune oder in einem Stall. Für einen «Grünen» (Aronenschnaps) machte er 20 Liegestütze und zitierte dabei «Faust». Er war nicht der einzige seiner Art. Aber alle sind sie verschwunden.

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Quelle:
Heimatbuch Dübendorf, 1970
Autoren: Ruth und Walter Dürig, Gockhausen